Tipps zur Typographie- und Gestaltung der Masterarbeit
Veröffentlicht am . Zuletzt geändert am .- Die Rolle von Gestaltung und Typographie in der Masterarbeit
- Makrotypographie
- Mikrotypographie
- Literatur
Wie man Word, Pages und andere Textverarbeitungsprogramme benutzt, weiß mittlerweile jedes Kind. Außerdem wird die Typographie in der Masterarbeit nicht bewertet. Wozu sollte man sich da groß mit der Frage der Gestaltung beschäftigen, vor allem, wenn man seine Arbeit in Psychologie schreibt, und nicht in Grafikdesign?
Die Antwort könnte überraschen: Man sollte es für den Prüfer tun. Der Betreuer ist schließlich derjenige, welcher tausende von Seiten lesen und begutachten muss. Er ist derjenige, der sich entweder über gute Lesbarkeit freut oder über eine miserable Gestaltung ärgert. Und das wiederum kann sich auf die Akzeptanz des Inhalts übertragen oder sogar die Note beeinflussen. Worauf muss man also achten?
Die Rolle von Gestaltung und Typographie in der Masterarbeit
Je leichter ein Text zu lesen ist, desto einfacher kann man sich auf den Inhalt konzentrieren. Im Umkehrschluss gilt: Ist die Masterarbeit typographisch schlecht gestaltet und wirkt sie ästhetisch nicht ansprechend, dann erschwert sich automatisch die Lesbarkeit. Hier stellt sich logischerweise die Frage: Sollte man die Standard-Vorschriften (Times New Roman, Schriftgröße 12, linksbündig etc.) streng einhalten, um ja nichts falsch zu machen? Oder geht die Masterarbeit auf diese Art und Weise unter? Und: Findet eine wissenschaftliche Arbeit mit einer auffälligen Typographie womöglich mehr Beachtung?
Wie so oft gilt auch hier: Finde die goldene Mitte. Man kann sich durchaus vom grauen Einheitsbrei abheben und mit einer individuellen, spannenden Lösung punkten. Und wenn die Gestaltung auch noch den Inhalt unterstützt, dann hat man wirklich alles richtiggemacht.
Makrotypographie
Bei der Makrotypographie geht es um den optischen Gesamtkomplex, mit Form und Textgestaltung. Die typographische Gestaltung der Masterarbeit beginnt mit der Entscheidung für einseitigen oder zweiseitigen Druck. Danach kann man zur Seitengestaltung übergehen.
Satzspiegel
Beim Einstellen des Satzspiegels werden die Seitenränder und somit die Zeilenlänge festgelegt. Achtung: Ist die Zeile zu lang oder zu kurz, ermüden die Augen sehr schnell. Die optimale Zeilenlänge liegt bei 50 bis 80 Zeichen pro Zeile, abhängig von Schriftart und -größe.
Idealerweise sollten sich die Proportionen des Satzspiegels am Goldenen Schnitt orientieren (vgl. Wünsch 2015: 217). Dafür gibt es eine einfache Daumenregel: Die Festlegung der Ränder bei zweiseitigem Druck kann nach der Relation 2:3:4:6 erfolgen (links 2 cm, oben 3 cm, rechts 4cm und unten 6cm). Auch Kopf- und Fußzeilen werden innerhalb dieser Fläche angebracht. Ist ein größerer Rand für eventuelle Verbesserungen des Prüfers Pflicht, so kannst Du diese Regel leider nicht einhalten.
Textausrichtung
Bei der Textausrichtung hat man die Wahl zwischen linksbündig, rechtsbündig, zentriert oder Blocksatz. Bei wissenschaftlichen Arbeiten ist es jedoch üblich, Textkörper und Zitate in Blocksatz zu halten, Fußnoten, Literaturverzeichnis und Texte in Tabellen und Grafiken linksbündig. Beim Blocksatz sollte man aufpassen, dass keine „Löcher“ im Text entstehen. Diese zerreißen den Satzspiegel, der Text wirkt unruhig und unschön. Um dies zu umgehen, sollte man die Silbentrennung verwenden.
Zeilenabstand
Was den Zeilenabstand angeht, so sollte dieser ungefähr im Bereich von 110% bis 130% der Zeichenhöhe liegen (in MS-Word auch als 1,1-fach oder 1,3-fach bezeichnet). Man sollte sich aber immer an der Zeilenlänge orientieren: Je mehr Zeichen eine Zeile enthält, desto größer sollte der Zeilenabstand sein.
Überschrift
Überschriften sind dazu da, den Text in Abschnitte zu gliedern. Sie sollten gleich erstellt sein – gleiche Schriftart, gleiche Schriftgröße im gesamten Dokument. Dasselbe gilt auch für Unterüberschriften. Bei einer Masterarbeit, die ja per se umfangreicher ist, werden Hauptüberschriften immer auf einer neuen rechten Seite begonnen.
Da Überschriften Bestandteil des folgenden Textes sind, sollte es optisch ersichtlich sein: Der Abstand zum vorangehenden Absatz sollte größer sein als der zum folgenden Text.
Absatz
Für die kleinteilige Strukturierung des Textes sorgen die Absätze. Bei der Gestaltung des Absatzes kann man sich zwischen zwei Varianten entscheiden: Entweder man trennt zwei Absätze durch eine Leerzeile (oder einen größeren Zeilenabstand) oder man nutzt den Einzug, d.h. die erste Zeile des neuen Absatzes beginnt nach rechts versetzt. Auch hier heißt es: Konstant bleiben und die gewählte Variante beibehalten.
Seitennummern
Bei zweiseitigem Druck beginnt die Seitennummerierung immer auf einer rechten Seite, so dass die rechten Seiten immer eine ungerade und die linken Seiten eine gerade Seitennummer haben. Die Seitennummern gehören entweder in den Fuß- oder Kopfsteg. Bei umfangreichen Arbeiten kann zusätzlich zur Seitennummer die Überschrift des Kapitels mit angegeben werden (vgl. Rüdinger 2011: 14).
Mikrotypographie
Bei der Mikrotypographie geht es um die Schrift – um Lesbarkeit und Ästhetik. Wenn es vom Prüfer keine strikten Vorgaben gibt, was die Schriftwahl angeht, muss die Masterarbeit nicht unbedingt in Times New Roman und Arial geschrieben werden. Es gibt tatsächlich andere und schönere Schrift-Varianten auch für kleines Geld oder sogar umsonst.
Entscheidet man sich für eine Alternativschrift, dann sollte man einiges beachten. In erster Linie sollte die Schrift dem Leser dienen, also lesefreundlich sein und somit die Aufnahme der Informationen so leicht wie möglich machen. Für den Fließtest eignen sich bei gedruckten Texten am besten Serifenschriften. Überschriften können gern in serifenloser Schrift gehalten sein. Auch hier ist es wichtig, konstant zu bleiben und nicht zwischen unterschiedlichen Schriften hin- und herzuspringen.
Schriftfamilie und Schriftschnitt
Die Schriftfamilie ist das, was wir umgangssprachlich als „Schrift“ oder „Schriftart“ bezeichnen (Times New Roman, Arial, Calibri etc.). Zu einer Schriftfamilie gehören verschiedene Schriftschnitte (fett, kursiv, light, condensed etc.). Bei der Gestaltung der Typographie in der Masterarbeit sollte man darauf achten, dass bei einer selbst gewählten Schriftfamilie ausreichend viele verschiedene Schriftschnitte vorhanden sind, welche man in der Arbeit für unterschiedliche Zwecke einsetzen kann. Man sollte allerdings im Fließtext nicht zwischen mehreren Schriftfamilien wechseln, das selbe gilt auch für die Überschrift.
Dem typografischen Laien sei geraten, von Experimenten abzusehen und sich lieber an die Profis zu wenden, so wie man für den Textteil immer ein Lektorat der Masterarbeit hinzuziehen sollte.
Schriftgröße
Oft wird für wissenschaftliche Texte eine Schriftgröße von 12 Punkt (pt) für den Fließtext, 14 pt für die Unterüberschrift und 16 pt für Überschriften empfohlen. Dies ist, zugegebenermaßen, wirklich groß. Im Grunde reichen 10 pt für den Fließtext, allerdings sind hier die Besonderheiten der gewählten Schriftfamilie zu beachten. Ein Probeausdruck bringt Klarheit.
Sonstiges
Zur Mikrotypographie gehört ebenfalls die Gestaltung von Hervorhebungen, Sonderzeichen, Fußnoten, Abkürzungen und Übersichten. Dies hier auszuführen, würde jedoch den Rahmen sprengen. Wertvolle Informationen dazu findet man zum Beispiel auf dem Schreibportal der Universität Leipzig. Hier gibt es unter anderem auch Übungsaufgaben, mit denen man sein Wissen schließlich testen kann. Über das richtige Gestalten und Formatieren einer wissenschaftlichen Arbeit bietet außerdem auch die Technische Universität Dortmund eine Zusammenfassung. Dieses Handout zielt dann auf das Arbeiten in Word und hilft, so manche typographische Hürde mit Leichtigkeit zu nehmen.
Die Rolle der Typographie in der Masterarbeit sollte also nicht unterschätzt werden. Um die häufigsten Fehler bei der Gestaltung einer wissenschaftlichen Hausarbeit zu vermeiden, sollte man sich folgende Fragen stellen: Habe ich den Satzspiegel so eingestellt, dass der Text keine überlangen Zeilen aufweist? Habe ich bei zweiseitigem Druck berücksichtigt, dass sich linke und rechte Ränder auf linken und rechten Seiten unterscheiden? Habe ich Textelemente konsequent formatiert? Ist die Schrift gut lesbar? Habe ich alle Übersichten und Abbildungen beschriftet und nummeriert? Wenn man all diese Fragen mit „ja“ beantwortet hat, dann ist man auf der sicheren Seite und kann seine Arbeit mit ruhigem Gewissen in den Druck schicken.
Literatur
Rüdinger, Philipp C. (2011): Typografische Gestaltung einer wissenschaftlichen Arbeit, Version 1.3., Hannover.
Wünsch, Carsten (2015): Typographie für wissenschaftliche Arbeiten in: Propädeutik für Studierende der Kommunikationswissenschaft, Bamberg.
Hoffmann, Klemens (2013): Layout einer wissenschaftlichen Arbeit am PC mit Word 2010-2013 für Windows & Macintosh, Dortmund.
Weiterführende Literatur:
Forssman, Friedrich/de Jong, Ralf (2014): Detailtypografie, 5. Aufl. Mainz.
Willberg, Hans Peter/Forssman, Friedrich (2005): Lesetypografie, 4., überarb. Aufl. Mainz.
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