Fragestellung für die Masterarbeit
Veröffentlicht am . Zuletzt geändert am .- Problemstellung
- Was wäre eine gute Fragestellung für die Masterarbeit?
- Wissenschaftliche Anforderungen an die Masterarbeit
- Literatur
Die erste Hürde, die es bei der Masterarbeit anfangs zu überwinden gilt, ist, zunächst eine Problemstellung und eine Fragestellung zu finden. Das sind jedoch schon die beiden Anfangshürden, an denen viele Studierende bereits kläglich scheitern. Doch Problemstellung und Forschungsfrage strukturieren den weiteren Verlauf der Abschlussarbeit. Sie sind somit wichtige Grundsteine der Masterarbeit.
Der nachfolgende Beitrag gibt dementsprechend einen Überblick, worauf es dann ankommt. Beispiele zur Identifikation der Problemstellung und zur Ausarbeitung der Forschungsfrage stellen außerdem wertvolle Tipps dar.
Fragestellung
Die Problemstellung leitet sich darüber hinaus aus der Themenstellung ab und hat dann oft Bezug zu einer aktuellen Begebenheit.
Das kann beispielsweise ein aktueller (!) Zeitungsbericht, ein Aufsatz in der Fachliteratur, eine neue Studie sowie ein Problem im Unternehmen oder eine aktuelle Gesetzesänderung sein. Wichtig ist aber, dass diese auch gut zum Thema und zur Forschungsfrage passen und deshalb daraus abgeleitet werden können. Manchmal formulieren außerdem auch gute Dissertationen im Ausblick weiteren Forschungsbedarf, aus dem sich anschließend eine Problemstellung für die Masterarbeit ergeben könnte.
Eine Problemstellung hat deshalb häufig einen Bezug zu einem der folgenden Punkte:
- Experten zu dem umrissenen Themengebiet vertreten keine einheitliche Meinung
- keine eindeutige Problemlösung zu finden
- Widersprüche in wissenschaftlichen Arbeiten
- Anregungen aus Vorträgen oder Konferenzen
- Anregungen aus der Wirtschaftspraxis
Quelle: Vgl. Hochschule Heilbronn
Eine Problemstellung könnte beispielsweise sein, dass ein Automobilhersteller derzeit aufgrund der aktuellen Diesel-Diskussion viele negative Kundenbewertungen verzeichnet und deshalb wissen möchte, wie sich diese schließlich auf die Reputation auswirken.
Die Problemstellung sollte außerdem klar und eindeutig spezifiziert sein. Bei empirischen Arbeiten, bei denen überdies Hypothesen erforderlich sind, sollte man zudem eine Beziehung zwischen mehreren Variablen zum Ausdruck bringen. Diese müssen auch in jedem Fall durch die methodisch angelegte, empirische Untersuchung messbar sein.
Was wäre eine gute Fragestellung für die Masterarbeit?
Aufgrund der Problemstellung gilt es als zentraler Bestandteil der Masterarbeit, anschließend die Forschungsfrage zu konzipieren. Sie definiert den Forschungsschwerpunkt dementsprechend in einer einzigen Frage. Hierbei sollte man außerdem so differenziert wie möglich formulieren. Es führt schließlich immer zu einer schlechten Fragestellung, wenn dann Vorannahmen ausgedrückt werden, die Fragestellung indes zu unkonkret ist oder überdies die Fragestellung bereits beeinflussend ist.
Masterarbeiten beantworten in der Regel Fragen aus den Bereichen Beschreibung und Erklärung. Dissertationen und Habilitationen beantworten im Grunde genommen Fragen aus allen unten genannten Bereichen. Die nachfolgende Tabelle gibt entsprechend einen kurzen Überblick über Grundtypen verschiedener Fragestellungen:
Fragetyp | Leitfrage | Beispiel |
Beschreibung | Was ist der Fall? Wie sieht die „Realität“ aus? (oder auch „Sieht die Realität wirklich so aus?“) |
Wie hat sich die Arbeitskräftemobilität in der EU seit 2004 verändert? |
Erklärung | Warum ist etwas der Fall? |
Warum hat sich die Arbeitskräftemobilität in der EU seit 2004 in bestimmter Art und Weise (nicht) verändert? |
Prognose | Wie wird etwas künftig aussehen? Welche Veränderungen werden eintreten? |
Wie wird sich die Arbeitskräftemobilität in der EU künftig verändern? |
Gestaltung | Welche Maßnahmen sind geeignet, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen? |
Wie kann die Arbeitskräftemobilität in der EU gefördert werden? |
Kritik / Bewertung | Wie ist ein bestimmtes Ziel vor dem Hintergrund explizit genannter Kriterien zu bewerten? |
Wie sind die Maßnahmen der EU bezüglich der Arbeitskräftemobilität im Hinblick auf Chancengleichheit zu bewerten? |
Tabelle 1: Grundtypen verschiedener Fragestellungen, Karmasin/Ribing (2012), 25.
Das Beispiel der Ludwig-Maximilians-Universität München unten zeigt unterm Strich, wie Themenstellungen formuliert sein können. Daraus kann man für die konkrete Masterarbeit schließlich eine Forschungsfrage ableiten.
Abb. 1: Hilfestellung zu Abschlussarbeiten der Ludwig-Maximilians-Universität München
Idealerweise ist außerdem eine Reihe von Literaturhinweisen angegeben. Auf diese Art und Weise hat man schon eine Richtung und kann anschließend bei der Literaturrecherche wiederum weitere Literatur finden.
Wissenschaftliche Anforderungen an die Masterarbeit
Doch wann und unter welchen Bedingungen genügt ein Thema, eine Forschungsfrage oder eine Problemstellung den Anforderungen für wissenschaftliches Arbeiten?
Die Anforderungen sind für alle Abschlussarbeiten gleich. Lediglich der Umfang und die Neuartigkeit der Thematik sind unterschiedlich.
Folgende Anforderungen müssen erfüllt werden:
- Systematisches Strukturiert des Textes entsprechend der formalen Vorgaben
- Liefern von neuen wissenschaftlichen nachvollziehbaren Ergebnissen (abgestuft nach Qualifikationsniveau der Abschlussarbeit)
- Sichten und diskutieren anderer wissenschaftliche Quellen
- Wissenschaftliche Argumentation
- Zitieren nach wissenschaftlichen Vorgaben
- Verwendung eines wissenschaftlichen und Sprachduktus
- Verwendung von wissenschaftlichen Methoden für den Erkenntnisgewinn
Unter anderem nach diesen Kriterien wird die Masterarbeit dann auch bewertet. Abschließend zeigt ein Katalog mögliche Bewertungskriterien auszugsweise:
- Ist die Fragestellung klar formuliert?
- Ist die Fragestellung themenadäquat und dem Typ der wissenschaftlichen Arbeit entsprechend?
- Zeigen die Ausführungen themenfremde und/oder in der dargebotenen Breite nicht notwendige Passagen?
- Werden Argumentations-/Beleg-/Beweisketten entwickelt oder werden einfach Behauptungen aufgestellt?
- Sind die entwickelten Argumentations-/Beleg-/Beweisketten lückenlos und in sich widerspruchsfrei?
- …
(Vgl. Karmasin/Ribing (2012), 36)
Der Erfolg einer Masterarbeit hängt indes in hohem Maße von der Formulierung der Forschungsfrage und der Problemstellung ab. Die genaue Definition von Forschungsfrage und Problemstellung erleichtert die spätere Bearbeitung maßgeblich. Sie geben den roten Faden der Masterarbeit vor. Die Gliederung muss sich an der Problemstellung und der Forschungsfrage orientieren und systematisch und strukturiert eine Antwort darauf geben. Gelingt einem dies, steht der erfolgreichen Bearbeitung einer Masterarbeit (fast) nichts mehr im Weg.
Literatur
Karmasin, Matthias, Ribing, Rainer (2012): Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten, 7. Auflage Stuttgart.
Weiterführende Literatur:
Drees, Martin/Grütz, Frank (2006): Wie verfasst man wissenschaftliche Arbeiten?, 3. völlig neu erarbeitete Auflage, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich.
Pospiech, Ulrike (2017): Wie schreibt man wissenschaftliche Arbeiten?, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich.
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