Das Exposé für die Masterarbeit
Veröffentlicht am . Zuletzt geändert am .- Fahrplan für das wissenschaftliche Arbeiten an der Masterarbeit
- Bausteine des Masterplans
- Formalitäten des Exposés einer Masterarbeit
- Literatur
Als Begriff und als Format erst einmal ungewöhnlich, ist das wissenschaftliche Exposé (oder auch Exposee, englisch „proposal“) dennoch ein nicht zu unterschätzender Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit. Nämlich immer dann, wenn es darum geht, sich selbst über die eigenen Ziele und Methoden klar zu werden und sie anderen zu vermitteln. Als eine Skizze der geplanten Arbeit braucht dieser „Fahrplan“ Aufmerksamkeit und Sorgfalt – ihn zu schreiben will gelernt sein.
Fahrplan für das wissenschaftliche Arbeiten an der Masterarbeit
Unterm Strich hilft das Exposé dabei, das eigene Forschungsprojekt zu planen – egal, ob es sich um eine Masterarbeit in der Biologie oder ein Dissertationsvorhaben im Fachbereich Geschichte handelt, eine geisteswissenschaftliche, gesellschafts- oder naturwissenschaftliche Arbeit. Sie enthalten Forschungsdesign, Zeit- und Arbeitsplan, sind also ein wissenschaftlicher Projektplan. Immer gibt es bestimmte Grundregeln, nach denen der eigene Forschungsprozess geplant werden sollte. Das Exposé bildet diesen Prozess ab.
Aber ist so etwas wirklich nötig, ist es nicht effizienter, gleich loszulegen? Nein! Denn dadurch, dass man die eigenen Gedanken und Vorhaben ordnen und systematisch zu Papier bringen muss, ist man häufig zielstrebiger und selbstsicherer, wenn es dann als Schreiben geht (vgl. Kersken 2009: 2). Der Einstieg in die eigentliche Arbeit fällt mit einem Exposé also leichter.
Das Exposé kann nicht nur dazu dienen, einen Grundriss für das eigene Vorgehen zu erstellen, sondern kann auch die Betreuer vom eigenen Vorhaben überzeugen oder sogar finanzielle Unterstützung, etwa durch ein Stipendium, akquirieren (vgl. Alemann 2001: 2). Doch auch, wenn Betreuer so etwas nicht einfordern, kann es dabei helfen, möglichst viel Nutzen aus der Beratung in der Sprechstunde zu ziehen.
Besonders für diejenigen, die das Thema ihrer Masterarbeit selbst wählen, ist ein Exposé hilfreich. Es bringt einen dazu, bereits frühzeitig mögliche Risiken zu beseitigen und den Arbeitsaufwand realistischer einzuschätzen. Den Betreuern hilft es, die Studierenden ergebnisorientiert anzuleiten – schließlich ist die Erstellung eine Art Zielvereinbarungsprozess (vgl. Stickel-Wolf 2006: 121). Wahrscheinlich muss man es daher nach dem ersten Sprechstundenbesuch noch mehrfach überarbeiten.
Die Bausteine des Masterplans
Man fertigt das Exposé an, nachdem man die Fragestellung gefunden hat und bevor man die Rohfassung der Arbeit erstellt. Es lässt sich später ausbauen und am Ende in der fertigen Arbeit verwerten. Um effektiv zu sein, muss der „Masterplan“ jedoch einigen formalen und inhaltlichen Kriterien genügen, um als Konzept für eine Abschlussarbeit anerkannt zu werden (vgl. Kersken 2009: 2). Und er braucht Zeit: Man sollte unter Umständen drei bis vier Wochen Arbeit investieren (vgl. Alemann 2007: 6).
Im Folgenden sind alle wichtigen Punkte aufgezählt, die das Dokument enthalten sollte. Natürlich variieren sie je nach Fachbereich und Art der Arbeit, doch es gibt durchaus Gemeinsamkeiten. Zusammenfassen könnte man sie so: „Problemstellung – Ziel – Methode“ (Stickel 2006: 122).
Weitere Informationen liefern etwa diese Leitfäden der Rubrecht-Karls-Universität Heidelberg und die Anleitung der Universität Düsseldorf.
Problembereich, Fragestellung, Erkenntnisinteresse
Zunächst sollte man den Problembereich skizzieren: In welcher Subdisziplin des Faches ist das Thema verortet? Welcher theoretischen oder methodischen Grundrichtung fühlt man sich zugehörig (vgl. Alemann 2001: 6ff.)? Dann steckt man die Grobziele der Arbeit ab. Immer haben sie die Form eines Problems, das gelöst werden soll.
In den Natur- und Technikwissenschaften werden Themen von den Hochschullehrern vergeben, da sie in einem größeren Forschungszusammenhang stehen und möglicherweise aufwendige Apparate benutzt werden müssen. Für alle, die ein Forschungsthema selbst wählen dürfen oder müssen, gibt es leider keine festen Regeln.
Das Thema darf jedoch weder „zu weit“ noch „zu eng“ sein, nicht zu abgelegen und nicht allzu tagesaktuell. Es sollte einen persönlich interessieren, aber einen nicht durch zu viel Herzblut blind machen (vgl. Alemann 2001: 7f.). Hat man die Fragestellung erläutert, begründet man das eigene Erkenntnisinteresse: Warum wird genau diese Frage behandelt, warum ist dies wissenschaftlich oder anwendungsbezogen interessant? (vgl. Rettig 2017: 25).
Ziele und Hypothesen
In nächsten Teil geht es darum, klar zu machen, was das Ergebnis der eigenen Masterarbeit sein soll und wie man dazu vorgehen möchte. Was konkret ist die aufgestellte Hypothese, wie möchte man sie mit welchen Mitteln überprüfen? In welcher Reihenfolge? Soll nach der Literaturrecherche die Literatur ausgewertet werden, eine eigene Analyse gemacht, selbstständig Daten erhoben werden, um die eigene Forschungsfrage zu beantworten?
Theoriebezug, Forschungsstand und Methoden
Theorien und Methoden als die Vehikel, die einen zum Forschungsergebnis bringen sollen, nehmen im Dokument ebenfalls einen wichtigen Platz ein. Hier ist die Gelegenheit, zu erklären, auf welche Theorien, Konzepte, Modelle, (Analyse-)Methoden man zurückgreifen möchte, um die eigene Fragestellung zu bearbeiten. Es geht um den Weg, der zur Lösung eines wissenschaftlichen Problems führen soll (vgl. Rettig 2017: 25).
Man begründet, warum man eine bestimmte Theorie bzw. Methode oder Methodenkombination auswählt und welche Vor- und Nachteile ein bestimmtes Vorgehen hat. Dazu kann sogar gehören, zu reflektieren, welche Methoden man nicht anwendet (vgl. Rettig 2017: 25). Bei empirischen Arbeiten enthält das Exposé zudem eine Skizze des Forschungsdesigns, das heißt die zu verwendenden Variablen, ihre Anordnung, hypothetisierte Zusammenhänge, die Grundgesamtheit, Stichprobe sowie geplante Auswertungsstrategien (vgl. Stickel 2006: 122).
Um den aktuellen Forschungsstand zum Thema zu recherchieren, das heißt, bestehende Literatur zu sichten, braucht es Zeit. Dabei helfen Lexika, Handlexika und Monographien sowie ein Literaturverzeichnis. Man muss jedoch nicht die umfassende Literatur aufnehmen, sondern nur wichtigste und relevanteste Titel. Schließlich steht man noch am Anfang der eigentlichen Arbeit.
Material, Gliederung, Literaturverzeichnis und Zeitplan
Dann gilt es, den Forschungsgegenstand zu präzisieren. Das können Texte, aber auch Kunstwerke, Sitten, kulturelle Gebräuche und vieles mehr sein. Welches Material möchte man heranziehen? Ist eine Feldforschung realistisch und machbar, sind die Quellen überhaupt vorhanden und zugänglich, wenn ja, (wie) kann das alles finanziert werden? Kann man bestimmte Akten einsehen? Wie ist die Literaturlage in den Bibliotheken, wer ließe sich befragen? Wie ist es mit Datenschutz (vgl. Alemann 2007: 6)?
Als konkrete Diskussionsgrundlage für das Gespräch mit dem Betreuer dienen letzten Endes noch eine vorläufige Gliederung der Arbeit, ein kleines Verzeichnis einschlägiger, für die Forschungsfrage relevanter Literatur sowie ein konkreter Zeitplan, wann man welchen Arbeitsschritt durchführen möchte.
Formalitäten des Exposés einer Masterarbeit
Das erstellte Exposé sollte den Namen des Studierenden, die Semesterzahl, Studienrichtung und bisherige Studienschwerpunkte sowie den Titel der geplanten Abschlussarbeit enthalten. Der Umfang kann nach individueller Absprache variieren, sollte aber etwa bei drei bis fünf DINA 4 Seiten liegen – im Schriftgrad 12 Punkt und eineinhalbzeilig ausgedruckt (Stickel 2006: 121). Andere empfehlen für das Exposé einen Umfang zwischen sieben und vierzehn Seiten (vgl. Alemann 2001: 6).
Wenn Teile in einem Exposé sich dann doch rückblickend als hinfällig erweisen – macht nichts! Dass Pläne sich ändern, gehört zu einem guten Forschungsprozess dazu. Es hilft, sich frühzeitig ernsthaft mit der eigenen Fragestellung und ihrer Bearbeitung auseinander zu setzen. Möglich also, dass man sie immer wieder modifiziert. So lernt man, systematisch mit einem Thema umzugehen – das heißt, wissenschaftlich zu arbeiten.
Literatur
Rettig, Heike (2017): Wissenschaftliche Arbeiten schreiben. Stuttgart.
Kersken, Michael (2009): Anleitung zur Erstellung eines Exposees. Zur systematischen Planung einer Haus- oder Abschlussarbeit. Duisburg/Essen.
Stickel-Wolf, Christine und Joachim Wolf (2006): Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken. Wiesbaden.
- So kann man für die Masterarbeit eine Umfrage erstellen
- Tipps zur Typographie- und Gestaltung der Masterarbeit
- Eine Quelleninterpretation schreiben: Ein Wegweiser
- Dafür gibt es die eidesstattliche Erklärung
- Tipps zum Exzerpieren für die Masterarbeit
- Eine Hypothese für die Masterarbeit formulieren
- Der Sperrvermerk in der Masterarbeit