Computergestützte qualitative Analyse von Daten in der Masterarbeit
- 6. Juni 2018
- Posted by: Marina Feidel
- Category: Masterarbeit schreiben
- Welche Programme gibt es?
- Die Eingabe und Codierung
- Die qualitative Analyse in der Masterarbeit
- Die Darstellung der Ergebnisse für die Masterarbeit
- Literatur
Es liegt in der Natur der Sache, dass qualitative Forschungsmethoden um einiges offener und komplexer sind als die standardisierten quantitativen. Denn hier wird der Mensch nicht nur als Untersuchungsobjekt, sondern auch als erkennendes Subjekt gesehen. Die Sinnhaftigkeit seines Handelns sowie der situative Kontext werden bei der Erhebung miteinbezogen (vgl. Lamnek 2016, S. 44). Dementsprechend ist auch die qualitative Analyse von Daten wesentlich umfangreicher.
Während sich die standardisierten Ergebnisse von quantitativen Erhebungen, wie Zahlen und vorgegebene Kategorien, verhältnismäßig einfach zusammenstellen und miteinander vergleichen lassen, ist bei der Erhebung von qualitativen Daten wie Interviews oder Beobachtungen, meist noch die interpretative Leistung und die Erstellung und Zuordnung von Codes oder Kategorien erforderlich. Mittlerweile gibt es jedoch spezielle Softwares, die den Forschungsprozess unterstützen und viele Arbeitsschritte erleichtern. Hier erklären wir, welche das sind und was sie können.
Welche Programme gibt es?
Für diese Daten gibt es schon lange Programme, die für eine qualitative Analyse unterstützend sein können. Die computerbasierte Unterstützung zur Auswertung qualitativer Daten zog erst nach. Doch auch bei den sogenannten Qualitativ Data Analysis-Softwares, kurz QDA (Vgl. etwa diese Definition von QDA-Software, oder Computer Assisted Qualitative Data Analysis Softwares, kurz CAQDAS, hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. So gibt es heute zahlreiche Programme, die bei der Aufbereitung, Auswertung und Ergebnisdarstellung von Feldnotizen, Interviewabschriften und Co. helfen.
Die bekanntesten Programme, die auch auf Deutsch zur Verfügung stehen, sind ATLAS.ti und MAXQDA. ATLAS.ti unterstützt beim Strukturieren und Analysieren komplexer qualitativer Daten. Die erhobenen Daten werden einfach in die intuitiv gestaltete Software eingepflegt. Gemischte Formen der Daten sind dabei kein Problem: Es können beispielsweise Textdokumente wie Word-Dateien und PDFs, aber auch Audio- oder Videodateien eingegeben werden. Für die qualitative Analyse stehen dann verschiedenste Tools zur Verfügung, die die verschiedenen Daten miteinander in Verbindung setzen. So können Zusammenhänge und Muster herausgefunden und sichtbar gemacht werden.
Auch in MAXQDA können verschiedene qualitative Daten z.B. aus einer Audio-Transkription, Feldnotizen oder Excel-Tabellen, erfasst und analysiert werden. Die kombinierte qualitative Analyse der vielfältigen Datenformate ist mit MAXQDA ebenfalls möglich.
Beide Programme halten für die Darstellung der Ergebnisse, beispielsweise für eine Masterarbeit oder eine Präsentation, Tools bereit. Außerdem können beide sowohl auf PCs als auch auf Apple-Computern genutzt und geteilt werden. So eignen sie sich gut für den Datenaustausch, z. B. bei der Arbeit im Team.
Die Eingabe und Codierung
Zwar kann moderne Software dem Forscher einen Großteil der händischen Arbeit abnehmen, beim Einpflegen der erhobenen Daten ist aber nach wie vor Handarbeit gefragt.
Zunächst gilt es herauszufinden, welche Formate die Software unterstützt. Bei Texten können das beispielswiese RTF-, DOC- oder Nur-Text-Formate sein (vgl. Kuckartz 2010, S. 34). Anschließend werden die erhobenen Daten sowie weitere forschungsrelevante Dokumente entsprechend aufbereitet und in das Programm eingepflegt.
Wichtig ist dabei große Sorgfalt walten zu lassen. Schließlich entscheidet die vollständige und die korrekte Eingabe über die Qualität der Daten. Entsprechend valide (Vgl. die Definition von Validität der Technischen Universität Dresden) und reliabel (Vgl. die Definition der Universität Köln) ist die spätere qualitative Analyse.
Während bei quantitativen Daten die Hauptarbeit mit der Eingabe der Rohdaten beendet ist, müssen qualitative Daten wie z. B. transkribierte Interviews noch codiert werden. Auch hier unterstützen die Programme mit entsprechenden Tools, anhand derer Kategorien und Unterkategorien gebildet und im Text markiert werden können. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit erste Gedanken und Interpretationsansätze zu Textstellen zu vermerken, die im weiteren Verlauf der Analyse und für den späteren Forschungsbericht hilfreich sein können. Ebenso können vorab erstellte Dokumente wie allgemeine Notizen oder andere Mitschriften aus der Vorbereitungs- oder Feldphase mit aufgenommen und berücksichtigt werden.
Die qualitative Analyse in der Masterarbeit
Sind die erhobenen Daten vollständig erfasst, geht es an die Analyse der gesammelten und codierten Daten. Im Vordergrund steht dabei das Herausarbeiten von gemeinsamen aber auch unterschiedlichen Aspekten, z. B. in Interviews. So können Themen und Gruppen von Befragten gebildet werden, die für die Forschungsfrage oder Hypothese signifikant sind.
Vom einfachen Zusammenstellen ähnlicher Textstellen bis hin zu komplexen Kategorie-Vergleichen innerhalb von ausgewählten Dokumenten können in den QDA- bzw. CAQDAS-Programmen verschiedenste Analysen mit wenigen Klicks durchgeführt werden. Hier zeigt sich erneut, wie wichtig jedoch nach wie vor die gründliche Vorarbeit ist. Je genauer und detailgetreuer Eingabe und Codierung erfolgt sind, desto differenzierter und hochwertiger sind auch die Analyseergebnisse.
Die Darstellung der Ergebnisse für die Masterarbeit
Während die Ergebnisse einer quantitativen Forschung oft mittels relativ einfacher Tabellen und Grafiken wie Balken- oder Tortendiagrammen dargestellt werden können, sind für die Darstellung der komplexen Zusammenhänge von qualitativen Forschungen andere Visualisierungsformen nötig. Auch hier bieten die Programme aber Lösungen an. Pfaddiagramme können beispielsweise Zusammenhänge zwischen mehreren Variablen gleichzeitig visuell darstellen. Ein weiteres umfassendes Darstellungsschema, das viele Programme anbieten, sind die Konzept-Maps. Sie ermöglichen die Darstellung von komplexen Zusammenhängen, z. B. zwischen codierten Stellen, einzelnen Kategorien und Memos.
Die Darstellungsformen können sowohl im Analyseprozess selbst nützlich sein, um vorläufige Zusammenhänge und Ergebnisse zu verdeutlichen. Sie können aber auch für die spätere Ausarbeitung des Ergebnisberichts oder einer Präsentation verwendet werden. Der Ergebnisbericht wiederum benötigt natürlich ein Lektorat einer Masterarbeit, gerade weil durch die vielen unterschiedlichen Darstellungsformen schnell der sprachliche rote Faden verloren geht.
In der Entwicklung von Software zur Analyse von qualitativen Daten hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Mittlerweile gibt es einige Programme, die die Strukturierung, Auswertung und Ausarbeitung von qualitativen Daten unterstützen. Zu den meist genutzten Programmen in Deutschland gehören ATLAS.ti und MAXQDA.
Zwar kann Software den Forschungsprozess mittlerweile maßgeblich unterstützen, nach wie vor liegen das Einpflegen der Daten sowie die inhaltliche Interpretation und die entsprechende Zuordnung von Codes und Kategorien jedoch im Aufgabenbereich des Forschers.
Die modernen Programme unterstützen den Forscher mit klaren Strukturen und übersichtlichen Darstellungsformen sowie der Möglichkeit umfangreiche Informationen, wie Anmerkungen und Ideen, mitaufzunehmen und für die Analyse zu berücksichtigen.
Für die Analyse selbst gibt es Tools, die die einzelnen Verfahren, wie das Zusammenstellen gleicher Textstellen oder den Vergleich von Kategorien, übernehmen. Auch für die Darstellung der oftmals komplexen Ergebnisse halten die Programme Lösungen, wie Pfaddiagramme oder Konzept-Maps bereit.
Literatur
Kuckartz, Udo (2010): Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten.
3. Auflage, Wiesbaden.
Lamnek, Siegfried (2016): Qualitative Sozialforschung. 6. Auflage Weinheim/Basel.
Weiterführende Literatur:
Flick, Uwe (2007): Qualitative Sozialforschung – Eine Einführung, 8. Auflage, Reinbek bei Hamburg.
Mayring, Philipp (2016): Einführung in die qualitative Sozialforschung, Weinheim/Basel.
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